Samstag, 21. Juli 2007

Weisser Schal

Weisser Schal

Du stehst auf
Wickelst den weissen Schal um deine Schultern
Mein Blick folgt dir wie du zum Rand der steilen Brücke gehst
Deine Zehen biegen sich auf dem Asphalt
Du wendest dich um
Unsere Augen begegnen sich


Bei jedem Schritt heben sich deine Fersen und
Ich kann die Fusssohlen sehen

Du streichst mit gebeugtem Fuss leicht über den Rand der Brücke
Du stehst still
Ich sehe keine Bewegung mehr
Immer noch sehe ich keine Bewegung
Dann zieht deine rechte Hand den Schal langsam herunter
Über die Brust bis er fällt
Er gleitet tiefer und tiefer
Und sinkt ein in den Fluss

Freitag, 13. Juli 2007

Tagebuch (Zettelchen und lila Fetzen)

Samstag (Juli)
Bin heute durch den Wald spaziert. Musste dauernd an Blair Witch denken. Silberne Flugzeuge spiegelten sich im Himmel.
Die Wipfel der Tannen waberten Zeichen in den Raum. Ich trug eine Spitzenbluse und eine lila Samthose. Ein tiefes, existentielles Schweigen erfüllte mich. Mein Traum von den rasenden Wölfen fiel mir wieder ein, die namenlose Angst in der Nacht. Ich liebe den Schatten, das Licht vernichtet mich, das Licht wird sich an mir rächen.
Weißer Marmor. Schwäne, die singen. Die langen Hälse. Schnipp-Schnapp.
In der Waldklause habe ich mir einen zimtigen Kaffee bestellt. Ein sahniger Teich, in den ich Zucker schaufelte. Die kühlen Bodenfliesen, das raunende Schweigen. Fuchsgedanken. Der rote Schweif , wie er über meine nackten Beine kitzelt..
Ich vermisse keine Musik. Lautes Dröhnen im Inneren.
Als ich nach Hause gehe, zeichnet die hinschwindende Sonne Spiralen auf den Weg. Wie ein Kind hüpfe ich auf Grenzlinien herum.

Samstag, 7. Juli 2007

Aus Petes Amouren, Tagebuch einer Affäre

Wir waren wie immer unterwegs am Samstagabend und meine Freunde wollten noch in die American Bar. Ich hatte wenig Lust, dort länger zu bleiben, mein Freund war verreist, er besuchte ein wissenschaftliches Seminar in Norddeutschland. Die Bar war überfüllt, nur mit Mühe klemmten wir uns alle dicht gedrängt hinter einen der dunklen Holztische. Der leise Jazz wurde vom lauten Stimmengewirr übertönt. Ich bestellte irgendeinen tropischen Drink mit Kokosmilch und versuchte, die durcheinander schwirrenden Wortfetzen zu sortieren. Ich langweilte mich ziemlich, weil alle wieder über Politik diskutierten und man ohnehin nur die Hälfte verstand. An der Bar saß ein hochgewachsener Mann mit eisgrauen Haaren. Immer wieder ließ ich meinen Blick dorthin wandern und studierte die Einzelheiten, blütenweißes Hemd, behaartes Handgelenk, Kinngrübchen, leichte Falten, ein feingesponnenes Lächeln, vielleicht eine Spur ironisch. Er zog mich an. Ich spielte Augenfangen mit ihm.
Zufällig fielen unsere Blicke ineinander, scheinbar gleichgültig wanderten seine Augen weiter durch das überfüllte Lokal.
Doch plötzlich fassten sie wieder zu und ich wurde unruhig, aber wich nicht zurück.
Am Ende lächelte er, stand auf und glitt durch die volle Bar. „Darf ich Sie auf einen Drink einladen?“ fragt er höflich.
Ich wies mit dem Kinn auf mein Glas, stand dann aber ebenfalls auf und stellte mich dicht neben ihn, weil man sich so bei dem Lärmpegel besser unterhalten konnte. Gerne hätte ich mit ihm zu einer langsamen Melodie getanzt, meinen Kopf an seiner Schulter ruhen lassen, an meinen Freund dachte ich seltsamerweise gar nicht. Wir wechselten einige belanglose Bemerkungen, und er meinte, draußen könnten wir uns besser unterhalten.
Kurz darauf verließen wir gemeinsam die Bar und standen auf dem breiten Boulevard, der um diese Uhrzeit nur noch wenig befahren war. Erwartungsvolles Schweigen breitete sich plötzlich zwischen uns aus. So allein hier draußen überwog schlagartig die Fremdheit.
Er schlug vor im Englischen Garten spazieren zu gehen. Obwohl er mir gefiel, fesselten Gedanken an Verbrechen im Dunklen meine Beine. Als ich sichtbar zögerte, zog er seine Visitenkarte, Rechtsanwalt. Zwar behagte mir dieser nächtliche Spaziergang immer noch nicht recht, aber wir setzten uns in Bewegung. Als wir durch immer dunklere Straßen zu dem Eingang des Parks liefen, war ich innerlich ständig auf der Kippe, umzukehren. Ich fand die passenden Worte und den Absprung aber nicht, sondern versuchte mit meinen hohen Absätzen mühsam mit ihm Schritt zu halten. Mir war sehr unbehaglich, zumal er überwiegend schwieg. Ich sah ihn von der Seite an, er schien leise in sich hineinzulächeln. Als wir über die Brücke, die über einen schäumenden schwarzen Kanal führte, den Park erreichten, sagte ich schließlich: “Mir ist kalt, ich werde zurückgehen.“
Dabei war mir klar, dass ich mich bereits zu weit vorgewagt hatte. Alles war menschenleer. Er blieb stehen: “Soll ich Sie zurückbegleiten?“
Ich fühlte mich erleichtert. Ich atmete tief die kalte Nachtluft ein und schämte mich fast für meine Befürchtungen. Dann zuckte ich die Achseln: „Wenn wir jetzt schon hier sind, können wir ja ruhig noch ein paar Meter gehen“. “Eben, Sie suchen doch nächtliche Abenteuer, dann passt das ja“. So freundlich der Ton auch war, so beunruhigte mich diese Bemerkung aufs Neue, sie hatte einen seltsamen Unterton.
Wir hatten den Park betreten. Es gab zwar einige schwach leuchtende Laternen, aber abseits der Strasse schlug uns sofort eine überwältigende Dunkelheit entgegen, die mich fast erstickte. Als sich meine Augen etwas an die Finsternis gewöhnt hatten, konnte ich ein paar Bäume und Sträucher ausmachen und ein paar Meter des Weges, der vor uns lag. Das war alles. Die Schwärze bewirkte, dass Panik in mir aufstieg. Was hatte ich hier zu suchen mit einem fremden Mann?
Angst brandete wie eine Welle durch meinen Körper, ich sagte zu ihm in Kleinmädchenstimme: “Ich will nicht mehr“. Zum erstenmal berührte er mich leicht am Arm und sagte ruhig: „Es ist alles in Ordnung, ich bin ja auch noch da“.
Und ich folgte ihm tiefer und tiefer in den nächtlichen Park. Wieder verfiel er in Schweigen. Mittlerweile war ich nicht mehr sicher, den Weg zurückzufinden. Plötzlich flatterte ein Vogel vor mir auf und ich zuckte zusammen.
Absurderweise dachte ich immer noch, ich könnte nur mit ihm zusammen den Weg zurückfinden. Auf einmal sagte er ziemlich schneidend: “Ganz schön leichtsinnig von Ihnen mit einem Fremden nachts in einen waldähnlichen Park zu gehen, tun Sie das öfter?“ Mir stockte der Atem, gleichzeitig hoffte ich immer noch, er würde nur ein ironisches Spiel mit mir treiben. Steif erwiderte ich: “Ich kann meinem Gefühl trauen“. Er lachte: „Meinen Sie?“ Ich nickte trotzig und dann fiel mir ein, dass er das ja in der Dunkelheit nicht sehen konnte, und sagte, so laut, dass es mir selbst glaubhaft erschien: “Ich habe ein gutes Gespür für Menschen. “Davon bin ich überzeugt“, sagte er. Er schien bester Stimmung zu sein, als er bemerkte: “Immerhin könnte ich ein psychopathischer Frauenmörder sein“. Ich schwieg, dachte an seine gepflegte elegante Erscheinung, daran wie ich ihn in der Bar wahrgenommen hatte, aber mir dämmerte allmählich, dass er zumindest ein sadistisches Spiel mit meinen Ängsten trieb. Ich blieb abrupt stehen und sagte störrisch: “Ich will jetzt sofort hier heraus, gehen wir endlich zurück.“ Etwas hilflos fügte ich hinzu: “Sie sind doch Rechtsanwalt, Sie werden mir schon nichts tun.“
Er lachte in sich hinein und schien mich zu belauern, als er sagte: „Ja, ja Rechtsanwälte sind alle sehr nette Menschen. Aber nur keine Sorge, wir befinden uns schon auf dem Rückweg, gleich da vorne ist die Strasse.“
Ich atmete auf, wunderte mich aber doch, weil wir meinem Empfinden nach immer tiefer in den Park hinein gegangen waren, aber ich war ja auch mittlerweile völlig verwirrt. Wieder fiel Schweigen zwischen uns, was mir gefährlich erschien, weil Worte die einzige Brücke waren, und etwas, an dem ich mich festhalten konnte.
„Warum tun Sie das?“ fragte ich hilflos. „Was? Spazieren gehen?“ gab er zurück. „Mir ist so danach.“
„Wo ist denn jetzt endlich der Ausgang?“ sagte ich drängend. „Seltsam, ich muss den falschen Weg erwischt haben, “wieder beunruhigte mich sein seltsamer Unterton.
Mir wurde jetzt endgültig klar, dass ich allein versuchen musste, hier heraus zu kommen.
Entschlossen blieb ich stehen und versuchte mich krampfhaft zu orientieren. Er stellte sich vor mich und ich konnte seinen gleichmäßigen Herzschlag wahrnehmen und erinnerte mich, dass ich vor kurzem noch mit ihm hatte tanzen wollen, auf Tuchfühlung.
Sein Rasierwasser roch nach japanischem Edelholz und er schien nicht einmal zu schwitzen, während ich schweißgebadet war. Entschlossen ging ich ein paar Schritte rückwärts, streifte meine Schuhe ab und begann zu rennen. Ich hielt auf ein dunkles Gebüsch zu, das Gras war kühl unter meinen nackten Füßen, einen Moment lang fühlte ich mich frei. Ich versuchte Riesenschritte zu machen, aber es war wie in diesen Träumen, in denen man nicht vorwärts kommt, so sehr man sich auch bemüht. Die Beine schienen am Boden festzukleben.
Kurz vor dem Gebüsch fühlte ich seine Hand schwer auf meiner Schulter, er schien nicht mal außer Atem zu sein. „Aber wir wollen doch nicht Verstecken spielen, oder?“ fragte er amüsiert. Es war sinnlos zu kämpfen, ich würde körperlich unterliegen. Ohne meine Stilettos überragte er mich beträchtlich. Er packte mich um die Taille und zog mich an sich. „Es ist doch nur ein Parkabenteuer“ sagte er und strich mir das Haar aus dem Gesicht.
Ich schöpfte Hoffnung, vielleicht wollte er nur Sex von mir und nicht mein Leben. Ich spürte seine Erektion am Unterleib. Wenn ich einwilligte würde er mich vielleicht endlich freilassen.
Der Stoff seines Anzugs fühlte sich seidig an, an meiner Wange. „Zieh deinen Slip aus“, sagte er leise.Widerwillen stieg in mir auf, die ganze Anspannung und Erschöpfung trieb mich über eine Grenze, ich schüttelte wild den Kopf. Gleichzeitig begann ich Rotz und Wasser zu heulen und auf ihn einzuschlagen mit Händen und Füssen. Ich versuchte ihn zu beißen, und presste meine Zähne in den Anzugsstoff. Als ich gegen sein Schienbein trat spürte ich seine eisenharte Hand in meinem Genick. Er packte mich wie eine Katze und drückte zu, bis ich von ihm abließ. „So geht das aber nicht“, sagte er, “wirst du brav sein, zieh den Slip aus.“ Ich zitterte am ganzen Körper und heulte vor mich hin, aber ich rührte mich nicht.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Montsegur

Über Granada bin ich nach Südfrankreich gereist, und wandle derzeit auf den geheimnisvollen Spuren der Katharer. Diesen Sommer werde ich ihre Burgen (u.a. Montsegur) real betrachten und mich davon inspirieren lassen. Die Strenge der Landschaft und ihrer Bewohner, die tiefen Schluchten und Felsmassive, die geheimnisvollen Zeichen empfinde ich als wesensverwandt.

Auszug aus meinem neuen Roman "Verfolgt"

Mara fuhr auf der Autobahn in Richtung München, es war April und immer wieder gingen heftige Schneeschauer nieder. Die Strasse lag vor ihr wie ein graues Band. Ein Hund stand auf einem kleinen Rastplatz und bellte, seine Ohren legten sich bei jedem Bellen flach an seinen gelblichen Kopf. Lastwagen überholten Mara, und sie musste sehr langsam fahren. Im Autoradio spielten sie Tom Waits, den sie wegen seiner rauen Stimme und seinem vagabundierenden, in Stücke zerbrochenen Leben gerne hörte. Sie war nervös und fühlte sich erschöpft. Die Musik war eine starke Medizin.

Der Wind trieb dichte Flocken vor die Autoscheiben und bei der nächsten Raststation bog sie ab, um zu tanken. Die Bäume wurden von einer heftigen Windböe geschüttelt, der Winter zog sich in diesem Jahr endlos in die Länge. Man konnte schwer sagen wie alt Mara war, sie hatte einen schmalen Körper, ihre Wangen waren kühl
Sie kaufte sich einen Kaffee in einem Pappbecher, an dem sie sich die Zunge verbrannte und suchte dann die Toilette, in der eine dicke Frau saß in einer bunten Schürze, um Münzen einzusammeln. Auf ihrer Oberlippe sprossen schwarze Barthaare und sie trug eine Metallkette um ihr Handgelenk. Mara sah in den Spiegel, regungslos. Ihr schwarzes Haar fiel bis auf ihre Brüste, die eher klein waren, es lag auf ihren Schultern wie verwelktes Gras. Ihre glänzenden, nussbraunen Augen machten nicht den Eindruck, als würden sie etwas sehen, sie waren hypnotisiert, starr. Sie trug eine randlose Brille, und presste die Lippen aufeinander. Sie hatte etwas Geheimnisvolles an sich, ihre Haut war eher dunkel, olivfarben so dass sie immer sonnengebräunt aussah, auch im tiefsten Winter. Alles war still, man hörte nur den leise rasselnden Atem der alten Frau.
Mara spürte ein Kratzen im Hals und wusch sich flüchtig die Hände. Sie horchte nach draußen, als erwarte sie jemand. Sie hielt das Gesicht dicht vor den Spiegel, hauchte ihn an. Sie verließ die Toilette und kaufte sich ein Sandwich, doch sie merkte, dass sie nicht hungrig war. Draußen schien gerade die Sonne und blendete, wenn sie auf dem nassen Schnee reflektierte. Dauernd donnerten schwere Lieferwagen vorbei, gegenüber lagen schmutzigbraune Wiesen und in der Ferne sah man graugrüne Nadelwälder. In der Luft hing ein schwerer Geruch nach Benzin und Öl. Sie stand verloren auf dem Asphalt und starrte auf die vorbeirauschenden Autos, auf die grauen Wände des Rasthauses, die mit primitiven Graffiti und Initialen vollgeschmiert waren.
Mara dachte an die letzte Zeit zurück und spürte, dass sie trübsinnig wurde. Tränen, die sie eisern zurückhielt, brannten in ihrer Kehle, der Boden schien unter ihr zu beben.
Ein Lastwagenfahrer lächelte ihr zu, er trug einen dunkelblauen Strickpulli und sein Gesicht war voller Aknenarben, er hob den Daumen, um ihr zu signalisieren, dass sie ihm gefiele. Mara bewegte sich nicht, sie stand unschlüssig vor ihrem Auto, sie beachtete den Mann nicht.
Schnell stieg sie in ihr blaues Auto und fuhr weiter. Sie beschleunigte schnell. Ihre Gedanken begannen anzuschwellen, sie hasste sich dafür. Mit einer nervösen Handbewegung strich sie durch ihr Haar und ihre verworrene Doktorarbeit fiel ihr wieder ein, sie lag hinten in einem zerbeulten Schuhkarton. Sobald sie daran dachte, zog die Erschöpfung sie nach unten tiefer in den Sitz, ihr Herz trommelte unstet. Der Nachmittag ging zu Ende und eine trübe Dämmerung kroch herauf, Mara fror, wenn sie an die Vergangenheit dachte . Und das Schlimmste war, sie empfand keinerlei Zuversicht mehr. Der ganze Kofferraum war vollgestopft mit Büchern.
Die fremde Stadt lag vor mir wie eine dunkle Mauer.
Der Schnee ging über in Regen, das gleichmäßige Geräusch der Scheibenwischer wirkte leicht einschläfernd. Sie grübelte warum Jean sie verlassen hatte, alles in ihrem Leben war liegen geblieben, unbeantwortete Briefe und E-Mails, unbezahlte Rechnungen.
Je näher die Stadt kam, desto unbehaglicher fühlte sie sich. Ihr Magen zog sich zusammen, sie sah sich plötzlich wieder vor dem Universitätsgebäude herumwanken, angetrunken und angeekelt von den anderen und sich selbst. Sie trug eine fleckige Wildlederjacke, eine Tasche war angerissen. Der Alkohol brannte sauer in ihrer Kehle und dann hatte sie sich auf offener Strasse übergeben. Sie war durch die Straßen hinter der Universität geirrt wie eine Obdachlose, sie hatte sich verbraucht gefühlt, alles war eine Qual. Kurz danach beschloss sie, den Studienort zu wechseln, aus diesem Lehrstuhl wieder zu flüchten. Sie flüchtete schon ihr ganzes Leben. Sie war traurig.
Mara fröstelte wieder und suchte einen anderen Musiksender, sie fand nur eine beschwingte Operettenmelodie, die sie in ihrer Fröhlichkeit nicht ertragen konnte. Ihr Leben hatte keinen festen Grund.
Das Mondlicht fiel ins Auto, glänzte kalt. Sie fuhr durch dichte Waldstücke, die sie in ihrer windbewegten Kälte erdrückten. Sie sprach mit sich selbst über Belanglosigkeiten, ihre Worte trieben in die Dunkelheit hinein.Die Angst kroch in ihr hoch, der Boden unter ihren Füssen schien langsam wegzugleiten. Sie verkrampfte ihre eiskalten Zehen in den dünnen Halbschuhen.

Montag, 2. Juli 2007

Auf der Strasse Konstantinos Kavafis

Gewinnend sein Gesicht, einwenig bleich;
seine Augen braun und wie gebrochen;
fünfundzwanzig Jahre alt, doch scheint er eher zwanzig,
eine Spur von Künstlertum in seiner Kleidung
- etwas in der Farbe der Krawatte und der Form des Kragens-
geht er ziellos durch die Straße,
wie betäubt noch von verbotenen Lüsten,
von den streng verbotenen Lüsten, welche er empfing.

Der große alte schwule Dichter aus Hellas, eine Inspiration, Konstantinos Kavafis

Sonntag, 1. Juli 2007

Übergänge

Valerie sagt,
dass der Himmel hellblau ist.

Die Hyäne steht auf einem Schutthaufen
und lacht gellend.

Valerie wickelt eine Schlange
um ihr Handgelenk.
Ein blaues Katzenauge rollt hin und her.

Sie malt eine Kindersonne
und kneift das rote Mädchen,
das alles über bannende Blicke weiß.
Valerie geht voller Lachen

Pferdeglas

Penelope träumt
von einem Garten voller Pferde

sie steht hinter Fensterglas
und sieht hinaus
das Haus ist ein gefährlicher Ort
es riecht nach Blaubart
die Katze lächelt

im Garten liegt Schnee
weiß wie das Gesicht des Mädchens.