Samstag, 30. Juni 2007

coyote woman

coyote woman
biegt
ums eck
beim schmutzigen
hochhaus
die wand biegt sich
gerade in
wellen
jazz strömt heraus
sie schüttelt
ihr knallrotes
haar
und bohrt
den absatz
auf einen alten
zigarettenstummel
der stöhnt und schweigt,für immer dann

Freitag, 29. Juni 2007

Auszug aus Laure und Jeanne, einem neuen Projekt

Sie lief den breiten Boulevard entlang, sie war tief in ihre Gedanken eingesponnen, ihre hohen Absätze klapperten auf dem feuchten Pflaster. Sie lebte wie in einem Traum und wünschte die Zeit würde langsamer vergehen, um alles besser auszukosten.
Sie trug blasslila Stilettos und dunkle Strümpfe mit Naht. Ihr kurzer Rock war von einem dunkleren Violett und aus weichem Samt. Der Boulevard lag im tiefen Morgenschatten, ein kühler Wind blies, die Blätter rauschten. In der Nacht hatte es geregnet und auf den Bänken am Straßenrand lagen noch glitzernde Wassertropfen. Sie schnupperte die weiche, feuchte Luft und spürte ihre Nacktheit unter dem Rock und dem Strumpfgürtel. Sie spürte die Luft kühl an ihrem Geschlecht und merkte, dass ihre Schamlippen anschwollen, ihre Lust schien nie zu enden. Sie dachte an den Nil, seinen magischen Rhythmus des Überfließens, seine tiefgrüne Farbe, seinen trägen Fluss, sie lächelte selbstgewiss. Wolkenfetzen jagten schnell über den Himmel, immer wieder leuchtete die Sonne kurz auf und stürzte gleichsam ab in die schattigen Schluchten der hohen Bürohäuser.
Laure trug eine Sonnenbrille mit schwarzen Gläsern, die ihrem Gesicht mit dem Porzellanteint etwas Katzenhaftes verlieh. Sie verbarg große dunkle Augen, tief und extrem weit auseinanderliegend, was ihrem Blick etwas Rätselhaftes und Geheimnisvolles verlieh.
Ihr üppiger Mund war sorgfältig ausgemalt und erinnerte an eine rosafarbene Orchideenblüte.
Die Lippen hatten einen fordernden Ausdruck und waren von einer weichen Lüsternheit und Fülle. Sie war feingliedrig und ihre Brüste waren voll und straff.
Schnell verschwand sie in einem der Straßencafes, die gerade erst öffneten. Drinnen war es trostlos, dunkle Holztische und leere Stühle, nur die Rauchschwaden von gestern lagen noch in der Luft, während ein verschlafener Kellner die Aschenbecher leerte.
Ohne die Sonnenbrille abzunehmen, bestellte Laure einen Capuccino, sie schlug die Beine übereinander und betrachtete die Bilder an den Wänden, großflächige Gemälde, Farbflächen in Blau -und Rosatönen, Farbwogen, die sie heiter stimmten. Sie war 23 Jahre alt, sie holte ein schwarz eingeschlagenes Notizenbuch aus ihrer Tasche und schrieb ein paar Sätze: „Sterne verbleichen wie Erinnerungen in der Morgendämmerung. Die Sonne geht auf und die Nebel zerstreuen sich...meine Nacht war ohne Traum und Trost, mein Mund schmeckt nach saurer Milch...“ Sie brach ab und kaute auf dem teuren Füller herum. Eigentlich war sie auf dem Weg in die Universität, sie hatte Ägyptologie belegt, ohne es wirklich ernsthaft zu betreiben. Stumm und nachdenklich saß sie auf dem Stuhl und träumte in den Tag hinein.
Die Tempel, die Grabstätten, die glatten Gesichter der Götter und Pharaos, die Hieroglyphen, die üppig ausgemalten Details, die Präzision der Linien, all das entsprach einer tiefen Sehnsucht in ihr. Das alte Ägypten füllte ihre Sinne und kroch bis in ihre Träume. Der träge dahinfließende grünblaue Nil, die blauen Lotuspflanzen der rote Sand, all das verlangsamte ihr Tempo, ließ sie auf einer üppigen Fülle langsam dahingleiten, wie in durchsichtige Schleier gehüllt, die ihren nackten Körper umfluteten. Auch jetzt dachte sie an die Häuser der Verschönerung, nubische Sklaven mit dunkler Haut und großen Penissen, in deren Augen Flammen züngelten. Lapislazuliblauer Staub, Parfumkegel, schwüle Düfte und die dunklen Wasser der Isis mit ihren Skorpionen wehten durch ihre Gedanken. Laure räkelte sich genüsslich, sie trank den Capuccino in kleinen Schlucken, ihre rosa Zungenspitze leckte die zuckrigen Reste des Milchschaums vom Tassenrand. Der Kellner sah immer wieder zu ihr hinüber, von ganz hinten, von weit hinter der Oberfläche ihres Gesichts, das schon viele Männer verwandelt hatte, wenn es auftauchte, sah sie zu, was sie bewirkte. Viele hatten um sie geworben, Laure war fasziniert von diesem Spiel, sie fühlte sich wie eine Prinzessin, die ihr Märchen erschaffen würde. Sie kritzelte noch ein paar Skizzen in ihr Buch und erhob sich, um zu zahlen. Als sie wieder auf den Boulevard hinaustrat, wehten rosa Blüten von mehreren Apfelbäumen über die Strasse. Sie tupften den grauen Asphalt, die Bäume schaukelten im Wind wie große Blumenwiegen.
Laure lief durch gepflegten Innenhöfe und Arkaden zum Altägyptischen Museum, sie liebte es dort die Statuen und Kunstobjekte ohne Hast zu betrachten und ihre Zeit zu vertrödeln. Zwischen den Ausstellungsgegenständen fühlte sie ein Ineinanderverflochtensein aller Welten und Seinsstufen, alles schien ihr miteinander verbunden.
Am Vormittag waren dort nur wenige Besucher, Laure fiel in eine zeitlose Stille, ihre Absätze hallten auf dem dunklen Steinboden, sie studierte die Parfumfläschchen und Kosmetiklöffel in dem hellen Türkis, das sie immer wieder bezauberte. Ein riesiger Katzenkopf der Göttin Sekhmet hing an der Wand und schien sie anzustarren und geheimnisvoll zu lächeln. Laure stellte sich vor, sie würde nackt vor einen der Pharaos treten, mit geöltem Körper und mit einem Parfumkegel auf dem tiefschwarzen Haar. Sie erträumte sich eine prachtvolle weiße Villa wie ein Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln mit schweren Holztüren, die mit Intarsien aus Karneol, Elfenbein und Ebenholz versehen waren. Langsam ging sie zu einem Regal mit den jüngsten Veröffentlichungen hinüber, und musterte die Bildbände. Ein Buch, das nur Münder enthielt, faszinierte sie besonders. Es hieß „Pharaos Mund“, sinnliche Münder, Münder wie kleine verwöhnte Blüten, Männerlippen in rotem Granit, ein Mundwinkel schien sich leicht ironisch zu wölben, sprangen ihr ins Auge.
Laure konnte sich von den Mündern nicht losreißen,
Sesostris Mund, schweigend und Machtworte sprechend, er verbarg soviel, wie er offenbarte, er strahlte eine ungeheure Macht aus, Königin Tejes üppiger Mund, gespannt und sensibel, in gelbem Jaspis.
Versunken in das Buch, bemerkte Laure gar nicht, dass jemand hinter sie getreten war. „Erregen sie Sie?“ sagte eine tiefe Männerstimme. Sie wandte sich langsam um, und wollte unbefangen und sogar ein wenig gleichgültig wirken. Sie sah in ein gut geschnittenes Gesicht, unwillkürlich glitten Laures Augen zu den Lippen des Sprechers, sie glichen denen Sesostris’. Sie waren außergewöhnlich gut geformt, willensstark, keinen Widerspruch duldend. Laure wusste nicht, wie viel Zeit verging ohne dass etwas geschah, später konnte sie sich nur an das gleißende Licht erinnern, das plötzlich durch die hohe Fensterscheibe flutete. Laure war aufgeregt, ihre Hand zitterte leicht. Sie legte das Buch nieder, sah verlegen auf ihren dunkelroten Fingernägel, sie machte sich Sorgen um ihre Schminke.
Die Lippen des Mannes lächelten kurz ironisch, dann strafften sie sich wieder, herrisch und befehlsgewohnt. Der Fremde beunruhigte Laure, er sah elegant aus, war schlank und hochgewachsen, sein Haar war dicht und schwarz mit einem leichten Silberglanz an den Schläfen. Sein Körper war straff und sehnig, die Haut leicht sonnengebräunt, er wirkte sehr beherrscht, fast würdevoll. Sie wollte eigentlich weitergehen, aber stand erstarrt vor dem Bücherregal und fühlte, dass ihre Schamlippen anschwollen und Wellen der Erregung durch ihren Unterleib pulsierten. Ihre Kehle verengte sich leicht. „Interessieren Sie sich für Altägypten?“ fragte sie, um gegen ihre wachsende Verlegenheit anzukämpfen.
„Ich sammle Designideen für eine ägyptische Kosmetikreihe, ...“, sagte er mit fester Stimme, dabei sah er ihr tief in die Augen. Laure war es gewohnt, betrachtet zu werden, doch der Blick dieses Mannes unterschied sich erheblich von denen der zahlreichen anderen Männer, die Laure begegnet waren. Ein feines Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als könnte er ihre Gedanken lesen, die Lüsternheit tief in ihr sehen.
Laure nickte zögernd, sie hätte gerne weitergefragt, aber obwohl sie eigentlich nicht schüchtern war, verstummte sie immer wieder. „Ich studiere Ägyptologie“, murmelte sie schließlich vage.„Vielleicht können Sie mir irgend wann mehr darüber erzählen...“, sagte der Fremde hintergründig lächelnd und verbeugte sich leicht.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Ich finde Pete sexy, weil er so souverän ist, seinen eigenen Maßstab lebt und sich von nichts und niemand davon abbringen läßt.
Er tut das, was er will ohne jede Einschränkung. Er sieht gut aus, braungebrannt, stilvoll gekleidet und ist intelligent. Er durchschaut mühelos weibliche Schachzüge und ist innerlich völlig unabhängig. Er verfügt über sarkastischen Humor, eine Eigenschaft, die der Mann meiner Träume unbedingt haben muss. Er kann in jeder noch so intimen Situation eine Grenze ziehen.
Er verfügt über die äußeren Insignien der männlichen Macht. Es ist schwer, ihn zu beeindrucken, und gewöhnliche weibliche Versuche, denen Originalität entbehrt, kontert er mit beißender Ironie. Er ist nicht leicht, ihm wirklich nahe zu kommen. Und gerade diese Verschlossenheit unterhalb der üblichen sozialen Kompetenz reizt Frauen (wie mich), einen Pfad in seinen Tiefe zu suchen.

SAID

Kürzlich war ich auf einer Leseung des Exiliraners SAID, ein Dichter, der mich immer wieder fasziniert. Seine Augen sind so tief und unergründlich, sanft und unglaublich erotisch und doch schwelt ein harter Funken darin.

Er hat kürzlich das verwegene Buch "auf den leib. 66 erotische miniaturen" zusammen mit dem fotografen James Dummler veröffentlicht.

auszug

er läßt
niemals das eis zu meinen höfen
das eis für seine lippen
die lippen für die höfe
die höfe für die zunge
die zunge für uns



aus "sei nacht zu mir"

einmal
wolltest du kind sein
und bestraft werden
von meiner hand,
bis du weintest
in meinen armen.

mit schlafwarmem körper
kamst du in der nacht;
ich sollte ihn hinausküssen-
aus deinem haar.

ich finde SAID unglaublich inspirierend, er vermittelt die ganze Komplexität und Bandbreite erotischer Beziehungen in wenigen sätzen.

Montag, 25. Juni 2007

Alexandria Quartett

Seit langem bin ich ein Fan von Lawrence Durrell. Sein Alexandria Quartett erforscht die Sexualität in allen ihren Formen in den vier Romanen, Justine, Balthasar, Mountolive und Clea.
Das Faszinierende daran ist, dass er dieselbe Zeitspanne aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Eine Erzählweise überlagert und ergänzt die vorherigen. So entstehen immer wieder andere Facetten der einzelnen Figuren. Der subjekive Bericht Darleys wird in Balthasar durch die Aufzeichnungen des Arztes und schwulen Kabbalisten Balthasar ergänzt. Mountolive ist dann ein in der 3. Person geschriebener objektiver Bericht, während Clea dann schließlich den Erzählfaden wieder aufnimmt. Justine ist Nymphomanin, sie wurde vergewaltigt. Melissa, Darleys Freundin ist eine Prostituierte, Mountolive verliebt sich in die viel ältere Laila. Fast alle Konstellationen der Liebe weden durchgespielt und es entsteht ein außerordentlich dichtes Geflecht der Protagonisten. Alles spielt vor der farbenprächtigen Kulisse Alexandrias. Justines Parfum dringt bis zum Leser. Es heißt: "Jamais de la vie..."

Granada

Ich bin immer auf der Suche, innere Welten, äußere Welten. Ich reise rasant durch Landschaften, Zeiten und Träume. Seit langem verfolgt mich eine Traumszene. Sie bildet den Kern einer Geschichte, die ich tief in mir trage. Ich stehe an einem Kanal, er fliesst seitlich an einem alten Palast vorbei, einer dunklen Säulenhalle. Ein kleines Boot liegt im Wasser. Ein maurisch wirkender Mann zwingt mich, es zu besteigen, den Ort zu verlassen. Alles ist in tiefes Nachtblau getaucht. Der Mann hat einen dunklen Teint, kinnlanges schwarzes Haar, er wirkt geölt und gepflegt, bronzefarben.
Ich will mich weigern, das Boot zu besteigen. Gleichzeitig weiss ich, dass ich Fehler begangen habe. Macht und Leidenschaft beben in mir. Lange Schatten werfen meine Taten. Ich begehre auf, das behaarte Handgelenk des Mannes zwingt mich, zurückzuweichen.

Irgendwo weiss ich, dass ich mich im alten Al-Andalus befinde. Der letzte Eindruck ist, dass das Auge des Mannes mich durchdringt.

Dark Eros

Thomas Moore hat ein Buch über "DarkEros" geschrieben. Er erforscht Grausamkeiten, Perversionen, und Qualen. Er analysiert die Schriften von de Sade, um zu lernen, was sie uns über die Schrecken erzählen, die tief in der menschlichen Seele begraben liegen, er enthüllt unvermutete poetische und imaginative Kräfte mitten in der Darstellung von Gewalt und Domination. Dabei unterzieht er sadistische Praktiken nicht einer psychologisierenden Weißwäsche, sondern sieht die dunklen Begierden in ihrem eigenen Recht.

Freitag, 22. Juni 2007

Every Woman Adores A Fascist

Was Pete betrifft:

Every woman adores a Fascist,
the boot in the face, the brute
Brute heart of a brute like you.
Sylvia Plath

Pussy, King of the Pirates

Kathy Acker steht für postmoderne, experimentelle Texte. Eine Girlstory angelehnt an die Schatzinsel, ein Girl reist aus dem berühmtesten Hurenhaus Alexandrias zu einer Pirateninsel.

Wild Girl Energy, Rock and Roll, Lyrik und Prosa, Bilder und Wörter, subversiv.

The Making of Wildrosenvilla IV

Ein Buch zu schreiben ist immer Folge und Zeugnis einer Besessenheit.
Man ist von einem gleichzeitig vertrauten und unbekannten Stoff besessen, der schon lange in einem wohnt, bevor man ihn bewußt wahrnimmt.
In einem rauschhaften Zustand versuchte ich mich von Figuren zu befreien, die seit langem in mir wohnten. Es war eine grüblerische Lust, die an ein Gefühl des Schmerzes grenzte.

Es war eine Reise in ein unbekanntes, gefährliches Gebiet, ich wusste selbst nicht , was passieren würde, in welche Liebesspiele Celine sich verstricken würde, ich tastete mich durch verschwiegene Winkel unbesuchter seelischer Orte.

Mit meinen üblichen Orientierungen konnte ich nichts mehr anfangen, ich betrat ein Gebiet, dass ich mir bisher nicht vorstelllen konnte.

Geheime Gänge meines Bewußtseins öffneten sich, unbetretene Inseln meiner Gefühle ragten aus dem Ozean der Phantasie.

Ich plane meine Bücher nicht voraus wie ein Tourist die Reiseroute oder ein Liebhaber den immer gleichen Akt.
Ich tauche in unbekannte, fremde Gewässer, sozusagen ein unteriridisches Atlantis, grausam, fremd und völlig unerforscht.

Pete ragte auf, eine hohe einschüchternde Silhouette, reizvoll und grausam, unberührbar und sich doch zuletzt verfangend in lebenslänglich geleugneten Gefühlen.

Dienstag, 19. Juni 2007

Petes Charakter und kein Ende

Regelmäßig fragt die französische Zeitung "Elle" "Finden wir ihn sexy?" Zuletzt war Hugh Grant dran.
Finden wir Pete sexy?

The Making of Wildrosenvilla III

Während ich verwundert mit meinem Schuh die Peitsche berührte, hörte ich leise Schritte im raschelnden Laub. Ich wandte mich um und sah eine rothaarige Frau, sie trug einen Korb und sammelte Hagebutten und Schlehen. Sie ging leicht gebeugt und ihre linke Schulter war eigenartig verzogen. Sie sah auf und fast erschrocken entdeckte ich ihre verblüffende Ähnlichkeit mit dem Bild, das in der Villa hing. Älter und mit einer tiefen Trauer in den Augen.
Ich sah, dass sie die Liebe gekannt hatte und von ihr verbrannt worden war. Schatten umgaben sie und die Knochen ihrer Ellenbogen waren spitz. Aber ihre Augen leuchteten wie Smaragde und waren mit Licht gefüllt. Trotz ihrer verzogenen Schulter wirkte sie anmutig.

Aus vielen Quellen entstieg die Geschichte Celines. Ein Falke stieg auf und kreiste. Mein Fuss scharrte verlegen im Sand, doch mein Herz sprang. Die Geschichte Celines hatte begonnen, sie verlief tief unter der Haut und war klar wie der Vogelgesang in der Akazie.

Montag, 18. Juni 2007

The Making of Wildrosenvilla II

Ich folgte dem kleinen Kater in den verwilderten Park hinaus, vergangene Schatten aus der Villa schienen mir zu folgen. Von Zeit zu Zeit blickte er sich um, und schien mich aufzufordern, weiter zu gehen.

Himmel und Erde sind lange Träume, die durch uns ins Leben drängen. Dunkelheit weicht dem Licht, Benommenheit der Sprache, Verwirrung dem Verständnis.

Ein weisser verfallener Pavillon umrankt von den Dornen wilder Heckenrosen. Verschrumpelte rote Hagebutten, taubenetzt. Zersplitterte Spiegel, eine weisse Büste von Aphrodite.
Der Kater verschwand so plötzlich wie er gekommen war. Eine schwarze Peitsche fast bedeckt mit den Scherben des Spiegels.

Eine Beklemmung erfasste mich, mein Hals wurde eng, als legte sich eine Hand darum.

Sonntag, 17. Juni 2007

The Making of Wildrosenvilla I



Sterne verblassen wie Erinnerungen im Augenblick der Dämmerung.
Das Auge der Sonne öffnet sich.

Ich stand auf einer weißen Terrasse in einem verwilderten Park. Eine fahle Herbstsonne schimmerte auf roten Ahornblättern. Feine Nebel waberten über einem blaugraunen See.
Die alte Villa hinter mir schien Geschichten zu raunen, ich blickte durch ein trübes Fenster ins Innere.
Schwere Lüster hingen über einem abgeblätterten Parkett und ich beobachtete einen grüngoldenen Käfer, der über den Fensterrahmen kroch. Langsam umkreiste ich das Gebäude, das mit Efeu überrankt war. Der Himmel lag über mir glatt und grau und ein kühler Wind strich über meine Haut.
Eine Seitentüre war nicht abgesperrt, ich drückte sie auf. Sie quietschte in den Angeln. Eine eigenartige Atmosphäre umfing mich, der Geruch von schweren Parfums und Puderquasten schien immer noch in der Luft zu liegen.

Ich fühlte, dass die Luft mit Tränen gesättigt war, aber auch mit Lachen und Lust. Kühle Schatten krochen über die Wände, an einer Wand hing ein ovales Bild, es zeigte ein rothaariges Mädchen. Das Haar war hoch gebunden und schimmerte metallig wie Kupfer. Ihr feiner Teint erinnerte an chinesisches Porzellan, ihre meergrünen Augen erinnerten an den irischen Ozean.
Sie lächelte, aber es wirkte ein wenig aufgesetzt. Ihr Kinn reckte sie kühn nach vorne, obwohl in ihren Augen Trauer stand. Sie wollte mir eine Geschichte erzählen. Ihr Gesicht begann zu glühen, in diesem Augenblick knarrte die Türe und ein winziger rothaariger Kater drückte sich durch einen Spalt hinein...seine Haare flirrten im Sonnenlicht.