Mittwoch, 28. November 2007

Textprobe aus "Livre noir"

Sie war wieder in Paris, auf einem der vielen ausschweifenden Künstlerfeste, die sie damals besucht hatte. Sie vertrieb sich dort die Zeit mit Aktmalerei und dem Schreiben surrealistischer Texte, die ihr das Unterbewusstsein diktierte. Sie ließ sich treiben. Gabriel schickte ihr jede Woche einen ziemlich hohen Scheck und sie führte ein sorgloses Leben, bis sie Leo traf. Sie sah sich wieder in der Bluse aus lachsfarbener Seide und dem apfelgrünen Minirock. Sie rauchte die zweite Zigarette und schlug herausfordernd die Beine übereinander, so dass man ihren winzigen ebenfalls grünen Slip sehen konnte. Das Atelier, in dem das Fest stattfand, war ein konturenlosen Ort mit einer schwarzgerasterten Glastür, ein langer niederer Raum mit schäbigem Linoleumboden und schmutzig gelblichen Wänden. Langsam schlenderte sie zu Leo hinüber, der ein offenes weißes Hemd trug und darüber einen bodenlangen braunen Tuchmantel geworfen hatte und den Kragen hochgeschlagen hatte, so als sei er ständig im Aufbruch. Tag und Nacht verfolgten sie seine eisgrauen Augen. Er war einer der gefeierten und unwiderstehlichen Helden der surrealistischen Bewegung. Sie näherte sich ihm wie durch eine schmale Zone schwarzen Nebels und schnippte nah an seinem Ohr mit zwei Fingern. Auch sie war kein unbeschriebenes Blatt in diesen Pariser Künstlerkreisen. Alle nannten sie Harlekina, weil sie fast immer aus den Treffen der Szene eine rosa Maske über den Augen trug, um sich geheimnisvoller und verhüllter zu präsentieren. Sie hatte mit fast allen der jungen Maler und Poeten geschlafen, doch begehrt hatte sie nur Leo. Sie fasste es als Affront auf, dass er sie links liegen ließ und sie nicht weiter beachtete, so als wäre sie nicht der Rede wert. Auf die von ihr gemalten Bilder mit Titeln wie „Das Schloss der drei Schwestern“, oder „Die Frau füttert die Schlange aus einer Schale“ warf er nicht einmal einen einzigen Blick. Manchmal streifte sein Blick sie mit einem vernichtenden Flackern. Jedes Mal, wenn er auftauchte, presste sie mit zunehmender Verbitterung die Lippen aufeinander. An diesem Abend hatte sie zwei Bilder zu der spontanen Abendausstellung mitgebracht. Eines stellte eine Frau mit blinden Augen dar, die durch ein steiniges Labyrinth lieg, in dem jedes Leben erloschen schien. Das andere bildete eine schwarze Rose ab mit übergroßen Dornen. Sie drängte sich näher an Leo heran, bis sie fühlte, dass sein Atem ihre Wange streifte. Sie flüsterte etwas Unverständliches und schob unter einem brutalen Einsatz ihres Ellenbogens ein braunhaariges Mädchen von seiner Seite, dass ihr böse eine Grimasse schnitt. Sie streckte ihr schnell die Zunge heraus und lauschte dann angestrengt auf die hitzigen Diskussionen, die ein Bild Leos entfacht hatte. Es stellte einen ungewöhnlich schönen Vogel dar mit einem strahlend weißen Bauch und spiegelnden schwarzen Flügeln. Der Vogel wirkte still wie ein Zeichen und erinnerte Athenais an Leo selbst, sein glänzendes schwarzes Haar und seine glatte, unverwüstliche Schönheit. Sie presste sich an Leo und hatte das Gefühl, in der Luft zu schwimmen, auf kleinen gelben Wolken zu treiben wie auf Wattebäuschen. Mit jeder Faser ihres Körpers saugte sie seine Nähe ein, sie schien in eine lustvolle Schlucht zu sinken. Die Knöchel ihrer schmalen Hände wurden ganz weiß vor Nervosität und ihre Spannung stieg. Das lange zurück gehaltene Begehren überschwemmte sie. Sie war hingerissen von seiner auffälligen Erscheinung und seiner dandyhaften Kleidung. Plötzlich beugte er sich zu ihr hinunter in dem diffusen Licht einer Glühbirne, die von einem blauen Lampion umhüllt war, und sagte: „Glaube bloß nicht, dass ich mich einreihen werde in die Reihe deine Verehrer...“ Die Schamröte schoss ihr ins Gesicht und sie wäre fast in Tränen ausgebrochen. Sie griff nach ihrem Weinbecher und trank schnell in großen Schlucken die billige säuerliche Flüssigkeit. Wieder näherte er seinen Kopf mit dem markanten Profil ihrem Ohr und flüsterte: „Wenn du unbedingt von mir gefickt werden willst, möchte ich ihn dir tief in deinen lüsternen Mund schieben, ich möchte, dass du die Maske dabei trägst,...“ Er zögerte, dann fuhr er in dem kalt lächelnd fort: „Mit der Maske bist du für mich nur ein anonymer Mund ohne Gesicht, die Frau ohne Gesicht...“ Das Stimmengewirr und laute Gelächter untermalt von einer grellen, atonalen Musik schnitten Athenais minutenlang von der Welt um sie herum ab. Die Bilder und die zahlreichen Gäste erschienen ihr verfremdet wie lauter bunte kleine Spielzeuge. Sie hatte das Gefühl, langsam abzusinken. Sie starrte auf die blauweißen Vorhänge und die welken rosa Blüten einer vernachlässigten Zimmerpflanze. Sie fühlte sich brüskiert und doch eigenartig erregt von seinem Vorschlag, ihr Gesicht brannte. Wie konnte er es wagen, sie, die von vielen begehrte Harlekina so zu demütigen und herabzuwürdigen. Leo beachtete sie nicht weiter, er begann über einen Text zu einem Plakat zu diskutieren, dass den Kopf einer Frau hinter einem durchsichtigen Fenster zeigte. Seine Stimme war kaum lauter als das ferne Rauschen des Verkehrs. Sie erinnerte sich noch genau an jedes Detail auf diesem Plakat, den wie zu einem Lustschrei geöffneten Mund der Frau, ihre erschrockenen Augen und ihre nackten Brüste. Das Bild vermischte sich mit seinem Vorschlag und ihren revoltierenden Gefühlen und sie grub ihre Finger hart in ihre mageren Oberarme. Um Zeit zu gewinnen, spielte sie mit ihrem Täschchen, das vollgestopft war mit Perlenschnüren und Edelsteinen vom Flohmarkt. Doch innerlich ergriff sie zum ersten Mal eine ungewöhnlich dunkle Lust und als Leo sich erhob und ohne sich noch einmal umsehen das Atelier verlassen wollte, folgte sie ihm entschlossen wie ein Schatten. Sie liefen nebeneinander schnell durch die nächtlichen Straßen, der Boulevard glänzte feucht nach einem Regenschauer und es roch stark nach Lindenblüten. Das Licht des Vollmondes war von dicken Wolken getrübt. Die milde Luft kräuselte ihr Haar. Es drängte sie, die Maske auf der Straße abzunehmen, doch er sah sie warnend an und lächelte seltsam, eine Drohung stand in seinen Augen. Schweigend versuchte sie mit ihm Schritt zu halten, Gedanken jagten durch ihren Kopf und sie begann fieberhaft zu plappern und verstand kaum, was ihr Mund redete, allerlei phantastisches Zeug, auf das er ihr keine Antwort gab. Sie wusste heute, dass damals ihr Untergang begonnen hatte, mit ihrer Unterwerfung unter diesen Mann, den sie insgeheim den „schwarzen Engel“ nannte. Er hatte diesen tödlichen Hass in sie hineingepflanzt, der sie heute regierte. Seine Augen glitten über ihre Gestalt dahin wie Quecksilber, er zündete sich eine Zigarette an und sie konnte flüchtig seine Zungenspitze zwischen den schneeweißen Zähnen sehen. Der kantige Mund klaffte einen Augenblick wie ein schwarzes Loch. Die Geste, mit der er die Zigarette zum Mund führte und sein Handgelenk drehte, erregte sie, sie war sehr männlich und doch und harmonisch. Er trug seine Männlichkeit zur Schau wie einen weiten, schwingenden Mantel. Sie redete immer noch, als sie seine Wohnung in einem restaurierten eleganten Altbau erreichten. Seine Züge glichen dem gemeißelten Gesicht einer Statue. Er hob Post vom Boden auf und warf sie nachlässig zur Seite und wies sie an, in einer Wandnische auf ihn zu warten. Seine unverschämte und beiläufige Art erregte sie und machte sie gleichzeitig ungeheuer wütend, doch sie konnte die Augen nicht von ihm abwenden, er bewegte sich geschmeidig wie ein Leopard. In der Nische, die ihm offensichtlich zum Malen diente, roch es nach Bohnerwachs und Terpentin und frischen Farben. Sie sog tief den Ateliergeruch ein und kauerte sich auf einem niedrigen Schemel zusammen zu Füßen einer Staffelei. Ihr Puls schlug zu laut, auf ihren abgezehrten Wangen bildeten sich rote Flecken unter der Maske, die ihren Atem plötzlich beeinträchtigte. Athenais glaubte keine Luft mehr zu bekommen, so als lägen kreidige Pastellstäubchen in der Luft. Sie spielte nervös mit dem roten Korallenherz, das sie an einem Seidenband um den Hals trug. Sie presste die Fingerspitzen an die Schläfen, als sie seine Schritte auf dem glänzenden Parkett hallen hörte. Sie hörte ihn lachen und der Klang erschreckte sie, es war als legte er eine herrische Tatze auf sie. Ein feiner Sprühregen netzte die Scheibe, die Nacht schien unermesslich tief. Eine große Schale roter Kirschen stand auf einem Tisch, wie arrangiert für ein Stilleben. Plötzlich war ihr zum Heulen zumute. Sie zog ihre Knie an und legte ihren Kopf darauf. Leo näherte sich, barfuss, seine Füße waren wohlgegliedert mit langen sensiblen Zehen. Er trug ein Lederwams über dem offenen Hemd. „Komm her...“, sagte er leise, aber keinen Widerspruch duldend. Mühsam erhob sie sich. Er legte ihr die Hände auf die Schultern, kniff die Augen zusammen und sah ihr lange prüfend ins Gesicht, dann nickte er langsam, als billigte er, was er sah. „Ich beobachte schon länger dein anmaßendes Verhalten Männern gegenüber...“, sagte er kühl und griff in ihr Haar, warf es nach hinten. Sie konnte dem Drang nicht widerstehen, sich an ihn zu lehnen. Sekundenlang presste sie ihr Gesicht an das Lederwams und zog tief den herben Geruch ein. Glühend hielt sie den Atem an. Der Geruch nach Farbe vermischte sich mit seinem Körpergeruch, der sie an Eisenkraut erinnerte, sie war überwältigt. Er griff nach einem Kamm, der zwischen seinen Malutensilien lag und begann ihr schweres Haar durchzukämmen. Es zog und ziepte, doch sie hielt still, er kämmte alles aus ihrer Stirn zurück und nickte befriedigt. Sie fühlte sich benutzt wie ein Kunstgegenstand. „Etwas besser...“, sagte er und sah sie abschätzend an. Sie empfand sein ganzes Verhalten als bittere Beleidigung. Er zog sie in ein anderes Zimmer mit schweren Möbeln, die sie zu erdrücken schienen und einer braunen Tapete, die stellenweise zu Sepia verblichen war. Dann zog er sie auf seinen Schoß. Seine Finger begannen sie methodisch zu untersuchen, streiften über ihre Brüste, dann über ihre Schenkel. Er drückte seine Hand zwischen ihre Beine und seine Finger drangen in ihre Scham, Athenais hielt den Atem an. Er versengte sie mit seinen Berührungen, er zupfte an ihr wie an einem ungehorsamen Mädchen und sie wagte nicht, aufzubegehren. Plötzlich zog er mit der anderen Hand ihr Ohrläppchen lang, die Blutzufuhr dort schien gleichzeitig ihre Klitoris aufzureizen. Sie hoffte, dass er seine Worte im Atelier nicht ernst gemeint hatte. Gierig und ungewohnt schüchtern fühlte sie, wie der Penis Leos an ihrem Oberschenkel hart wurde. Ihre Brustwarzen richteten sich auf und sie versuchte, ihre Brüste an ihn zu pressen. Sie streckte die Hand aus, um über seinen steifen Schaft zu streifen. Doch er packte energisch ihre Hand und legte sie zurück, immer noch erforschte seine Hand gründlich ihren Schlitz. Brütend betrachtete er sie, spielte mit ihren Brüsten, presste sie nach oben und begutachtete sie in verschiedenen Stellungen. „Gut“, sagte er plötzlich kalt, „ nun zeig mir deine Rückseite...“. Doch Athenais versuchte seine Aufforderung zu ignorieren, sie schlang die Arme enger um seinen Hals und suchte seinen Mund, leckte mit der Zunge über seine Lippen. Er schob sie zurück und kniff in ihren Oberschenkel, dann sagte er: „Halte dich an die Abmachung, dreh dich um, zeig mir deinen Po...?“ Sie schwieg bestürzt, als er sie umdrehte und ihren Rücken begutachtete als wäre sie eine Puppe. Er klappte ihren Rock nach oben, so dass er ihren Kopf ganz verhüllte und sie schmorte in einer trüb-weißlichen Dämmerung. Kühl, mit trockenen Fingern zog er ihre Pobacken auseinander und betrachtete ihre dunkle Ritze, dann fuhren seine Finger von hinten wieder in ihre Scham. Er hielt sie dabei an, die Beine geschlossen zu halten, was ihre Erregung intensivierte. Seine Finger suchten den Eingang ihrer Scham und er führte sie dort ein und spreizte sie wie ein Schere in ihr. Es war ein unangenehmes und sperriges Gefühl und Athenais verzehrte sich fiebrig nach mehr. Leo ließ seine Hände über die samtene Haut ihrer Schenkel gleiten Ihre Beine wurden plötzlich schwach. Leo erinnerte sie an einen dunklen Engel mit seinem sorgfältig gepflegten kleinen Bart und seinen brennenden Augen in dem tief gebräunten Gesicht. Wie zufällig berührte er auch ihren Kitzler und in ihr entstand ein schimmerndes, leichtes Gewebe der Lust, das immer heftiger nach Entladung drängte. Sie dehnte sich lustvoll und stöhnte unwillkürlich, eine Gänsehaut lief über ihren Rücken. Er erkannte ihre Lüsternheit und versetzte ihr einen Schlag auf ihr kleines, festes Gesäß. Der Wind sang draußen in den Telegrafendrähten. Ihr Herz begann zu rasen und ihr Geschlecht zog sich zusammen vor zitternder Begierde. Plötzlich betete sie, dass Gott ihr helfen möge, diesen Mann zu erobern. Sie war bereit, sich seinem Verlangen völlig zu unterwerfen. Plötzlich knickte er ihren Oberkörper nach vorne und drang gewaltsam in ihre Scham ein. Der starke Druck seines großen Gliedes ließ sie zusammenzucken, sie spürte plötzlich einen Drang nach Hilfe und Schutz. Seine dunkle Ausstrahlung schmeckte nach Nacht und feuchten Wiesen. Er fickte sie in einem pulsierenden Rhythmus, dann wurde er langsamer und zog sich zurück, als wäre er von ihr gelangweilt. Achtlos zog er dann die Finger aus ihrer Scham. Sie hielt die Luft an vor Spannung. Er packte ihr Gesicht an den hohen Wangenknochen und bog ihren Kopf zurück, dann rückte er ihre Maske zurecht. Er tat dies fast pedantisch genau. Seine Finger erzwangen sich einen Weg in ihren Mund. Er hielt sie hart am Oberam fest, und doch hörte sie die Nachtigall singen. Er bewegte seine Finger in ihrem Mund, ließ sie an seinem Daumen saugen. Ein Bogen schien über die Saiten ihres Herzens zu gleiten. Er scheuerte ihren Schamberg mit seinem Schenkel. Athenais hatte das Gefühl, seine Behandlung in dieser eigenartigen Intensität keinen Augenblick länger ertragen zu können. Plötzlich wollte sie fortrennen, sie zitterte und seine Eiseskälte machte sie mutlos. Leo zog den Finger zurück und setzte seinen Schwanz an ihrem Mund an. Er machte es sehr langsam und bewusst, und es schmerzte in ihren Kiefergelenken. Sie wollte aufheulen in einer wilden Klage, doch er steckte fast in ihrer Kehle. Ihre Stirn wurde unter dem Ansturm seiner Stöße schweißfeucht. Der Strom seiner Stöße stürzte über sie hinweg wie ein rauschender Fluss. Er trieb sein Glied in sie hinein mit der stolzen Verachtung eines Orkans. Bei jedem anderen Mann hätte sie sich gewehrt, aber sie hoffte inständig, dass er sie lieben würde, nachdem sie ihn so tief in sich hinein gelassen hatte. Seine Augen klebten an der Anonymität ihrer Maske, während er in einem hämmernden Rhythmus in sie hineinfuhr. Sie begann eine entsetzliche Wut zu fühlen, während er sich entschieden seinen Weg bahnte. Sie brannte vor Scham, ihre Augen tränten plötzlich. Er bearbeitete sie so lange, bis er spürte, dass sie langsam nachgab, erste Zeichen ihrer nahenden Unterwerfung zeigte. Ihr Haar hing herab und ihr Gesicht erinnerte an weiße Milch, sie streichelte selbstvergessen ihre eigenen Oberschenkel, während er es ihr besorgte. Nach einiger Zeit zog er sich mit einem scharfen Ruck aus ihr zurück, noch immer steif, ohne ejakuliert zu haben und trank in großen Schlucken Wasser. „Ich werde dir deine Impertinenz austreiben...“, sagte er schwer atmend, sein Gesicht war mürrisch, aber würdevoll. Athenais verlor zunehmend ihre Fassung, sie schlug die Augen nieder, sie wurde sich selbst fremd in ihrer Schüchternheit. Er vermied es ihren Namen auszusprechen und drückte sie auf das Bett. Er hob ihre Beine steil hoch und führte sie bis hinter ihren Kopf. Es dürstete ihn, wieder in ihr zu stecken. Er führte ihr sein Glied von oben in die Scham ein und wurde schneller, sein Penis glitzerte, wenn er ein Stück weit herausfuhr. Es war der härteste Fick, den sie je erhalten hatte, ihre Knie lagen neben ihren Ohren. Er kniete über ihr und zielte mit seinem Schwanz nach unten, bohrte ihn von oben herab wieder in sie hinein. Er bewegte sich in ihr wie ein Kolben, versetzte ihr tiefe, lange Stöße. Er schien sie mit seinem steinharten Glied zu erdolchen, vollführte ein wildes Stakkato, sein Penis erinnerte an ein zustoßendes Messer. Das Bett bebte unter ihnen, während er immer wieder von Neuem begann. Er hatte den härtesten Schwanz, den sie je erlebt hatte, durch die engen Schlitze ihrer Maske erschien er ihr so schön und begehrenswert wie kein Mann je zuvor. Die hellgrauen Augen leuchteten in dem gebräunten Gesicht. Plötzlich riss er sie an den Haaren und rammte seinen Speer noch tiefer in sie hinein. Er bearbeitete sie lange ohne Ermüdungserscheinungen, seine körperliche Anmut war beeindruckend und sein Gesichtsausdruck veränderte sich nie, so sehr sie sich das auch wünschte. Athenais Augen glänzten, ihre Lippen waren trocken und sprangen auf, sie hatte Angst aufzuschreien, versuchte auszuweichen. Doch das machte ihn wütend, und er stemmte sich auf ihre angezogenen Knie, um noch weiter in sie hineinzukommen. „Hör auf“, stöhnte Athenais und warf ihre Haarmähne hin und her, „du bringst mich um. Doch verbissen drückte er sich in ihre Scham hinein und sie war gefangen unter der Tollkühnheit seiner Stöße. Er griff in die Falten ihrer Scham und lächelte wissend. Athenais zerging vor Lust, sie war zu zermürbt, um noch Widerstand zu leisten, und es begann ihr fast gewaltsam zu kommen, es fühlte sich an wie ein Blitz, der durch ihre Eingeweide raste und einen Strahlenkranz in ihrem Bauch aufleuchten ließ. Er ejakulierte, während ihre Scham zuckte. Obwohl er keinerlei Anstrengungen mehr unternahm, um sie zu befriedigen, kam sie noch einmal. Die Lust breitete sich orkanartig in ihrem ganzen Unterleib aus und sie ergab sich ihm und den Lustwellen, die sie durchfluteten. Sie war nahe daran, vor Leo zusammen zu brechen. Schließlich hing ihr Körper schlaff auf dem Bett und ihre Arme baumelten an den Seiten herab. Er gab einen Brummlaut von sich, der vieles bedeuten konnte und plötzlich und völlig unerwartet holte er aus und gab ihr eine Ohrfeige. Am liebsten hätte sie sich aufgelöst, wäre im Erdboden verschwunden. Er erhob sich, drehte ihr den Rücken zu und streckte sich. Sie drehte sich auf den Bauch und sagte anklagend: „Ich werde gehen...“ Graues, unsicheres Licht leckte durch den Raum, sie schob ihr Gesicht unter die Decke. Ungerührt verließ er das Zimmer und sagte: „Ich möchte, dass du jetzt die Wohnung verlässt...“ Sie sah seinen behaarten Beinen nach und einen kurzen Augenblick erwog sie, einfach dreist zu bleiben. Doch er sah um die Ecke zurück und sagte streng: „Wird’s bald,...“ Zittrig stand sie auf und kleidete sich an, er beunruhigte sie. Der Gedanke, dass er sich nie mehr bei ihr melden würde, setzte ihr zu. Sie ging ohne noch ein Wort zu sagen. Unten lungerte sie lange auf der Treppe herum, sie hoffte, er würde sie zurückrufen. Bei jedem Heben des Fußes hoffte sie auf seine Stimme, dann lief sie mutlos und müde durch die verschlafenen Straßen und fragte sich, warum sie sich diese Behandlung gefallen ließ. Ihr Gesicht brannte und doch zog es in ihrer Scham, wenn sie an seinen Penis dachte.

Freitag, 23. November 2007

Livre Noir

Die Fortsetzung der "Wildrosenvilla" ist erschienen. Brandneu bei Amazon und Libri.
Ich freue mich, sie hier vorzustellen:

Der von Celine enttäuschte Comte de Braqueville findet eine neue Liebe: die Apothekerin Josephine, eine Katzenfreundin. Doch undurchsichtige, unheimliche Machenschaften, die ihren Ausgang in dem geheimnisvollen Buchladen „Livre Noir“ nehmen, der neben Büchern auch Aphrodisiaka vertreibt, drohen seine neue Liebe zu zerstören. Sexualmagische Praktiken, orgiastische Initiationen in einer Pagode, dunkle Zauber verweben ihn in ein Spinnennetz der Intrigen…, wie schon „Die Wildrosenvilla“ ein ganz anderer, farbenprächtiger SM-Roman.

Samstag, 21. Juli 2007

Weisser Schal

Weisser Schal

Du stehst auf
Wickelst den weissen Schal um deine Schultern
Mein Blick folgt dir wie du zum Rand der steilen Brücke gehst
Deine Zehen biegen sich auf dem Asphalt
Du wendest dich um
Unsere Augen begegnen sich


Bei jedem Schritt heben sich deine Fersen und
Ich kann die Fusssohlen sehen

Du streichst mit gebeugtem Fuss leicht über den Rand der Brücke
Du stehst still
Ich sehe keine Bewegung mehr
Immer noch sehe ich keine Bewegung
Dann zieht deine rechte Hand den Schal langsam herunter
Über die Brust bis er fällt
Er gleitet tiefer und tiefer
Und sinkt ein in den Fluss

Freitag, 13. Juli 2007

Tagebuch (Zettelchen und lila Fetzen)

Samstag (Juli)
Bin heute durch den Wald spaziert. Musste dauernd an Blair Witch denken. Silberne Flugzeuge spiegelten sich im Himmel.
Die Wipfel der Tannen waberten Zeichen in den Raum. Ich trug eine Spitzenbluse und eine lila Samthose. Ein tiefes, existentielles Schweigen erfüllte mich. Mein Traum von den rasenden Wölfen fiel mir wieder ein, die namenlose Angst in der Nacht. Ich liebe den Schatten, das Licht vernichtet mich, das Licht wird sich an mir rächen.
Weißer Marmor. Schwäne, die singen. Die langen Hälse. Schnipp-Schnapp.
In der Waldklause habe ich mir einen zimtigen Kaffee bestellt. Ein sahniger Teich, in den ich Zucker schaufelte. Die kühlen Bodenfliesen, das raunende Schweigen. Fuchsgedanken. Der rote Schweif , wie er über meine nackten Beine kitzelt..
Ich vermisse keine Musik. Lautes Dröhnen im Inneren.
Als ich nach Hause gehe, zeichnet die hinschwindende Sonne Spiralen auf den Weg. Wie ein Kind hüpfe ich auf Grenzlinien herum.

Samstag, 7. Juli 2007

Aus Petes Amouren, Tagebuch einer Affäre

Wir waren wie immer unterwegs am Samstagabend und meine Freunde wollten noch in die American Bar. Ich hatte wenig Lust, dort länger zu bleiben, mein Freund war verreist, er besuchte ein wissenschaftliches Seminar in Norddeutschland. Die Bar war überfüllt, nur mit Mühe klemmten wir uns alle dicht gedrängt hinter einen der dunklen Holztische. Der leise Jazz wurde vom lauten Stimmengewirr übertönt. Ich bestellte irgendeinen tropischen Drink mit Kokosmilch und versuchte, die durcheinander schwirrenden Wortfetzen zu sortieren. Ich langweilte mich ziemlich, weil alle wieder über Politik diskutierten und man ohnehin nur die Hälfte verstand. An der Bar saß ein hochgewachsener Mann mit eisgrauen Haaren. Immer wieder ließ ich meinen Blick dorthin wandern und studierte die Einzelheiten, blütenweißes Hemd, behaartes Handgelenk, Kinngrübchen, leichte Falten, ein feingesponnenes Lächeln, vielleicht eine Spur ironisch. Er zog mich an. Ich spielte Augenfangen mit ihm.
Zufällig fielen unsere Blicke ineinander, scheinbar gleichgültig wanderten seine Augen weiter durch das überfüllte Lokal.
Doch plötzlich fassten sie wieder zu und ich wurde unruhig, aber wich nicht zurück.
Am Ende lächelte er, stand auf und glitt durch die volle Bar. „Darf ich Sie auf einen Drink einladen?“ fragt er höflich.
Ich wies mit dem Kinn auf mein Glas, stand dann aber ebenfalls auf und stellte mich dicht neben ihn, weil man sich so bei dem Lärmpegel besser unterhalten konnte. Gerne hätte ich mit ihm zu einer langsamen Melodie getanzt, meinen Kopf an seiner Schulter ruhen lassen, an meinen Freund dachte ich seltsamerweise gar nicht. Wir wechselten einige belanglose Bemerkungen, und er meinte, draußen könnten wir uns besser unterhalten.
Kurz darauf verließen wir gemeinsam die Bar und standen auf dem breiten Boulevard, der um diese Uhrzeit nur noch wenig befahren war. Erwartungsvolles Schweigen breitete sich plötzlich zwischen uns aus. So allein hier draußen überwog schlagartig die Fremdheit.
Er schlug vor im Englischen Garten spazieren zu gehen. Obwohl er mir gefiel, fesselten Gedanken an Verbrechen im Dunklen meine Beine. Als ich sichtbar zögerte, zog er seine Visitenkarte, Rechtsanwalt. Zwar behagte mir dieser nächtliche Spaziergang immer noch nicht recht, aber wir setzten uns in Bewegung. Als wir durch immer dunklere Straßen zu dem Eingang des Parks liefen, war ich innerlich ständig auf der Kippe, umzukehren. Ich fand die passenden Worte und den Absprung aber nicht, sondern versuchte mit meinen hohen Absätzen mühsam mit ihm Schritt zu halten. Mir war sehr unbehaglich, zumal er überwiegend schwieg. Ich sah ihn von der Seite an, er schien leise in sich hineinzulächeln. Als wir über die Brücke, die über einen schäumenden schwarzen Kanal führte, den Park erreichten, sagte ich schließlich: “Mir ist kalt, ich werde zurückgehen.“
Dabei war mir klar, dass ich mich bereits zu weit vorgewagt hatte. Alles war menschenleer. Er blieb stehen: “Soll ich Sie zurückbegleiten?“
Ich fühlte mich erleichtert. Ich atmete tief die kalte Nachtluft ein und schämte mich fast für meine Befürchtungen. Dann zuckte ich die Achseln: „Wenn wir jetzt schon hier sind, können wir ja ruhig noch ein paar Meter gehen“. “Eben, Sie suchen doch nächtliche Abenteuer, dann passt das ja“. So freundlich der Ton auch war, so beunruhigte mich diese Bemerkung aufs Neue, sie hatte einen seltsamen Unterton.
Wir hatten den Park betreten. Es gab zwar einige schwach leuchtende Laternen, aber abseits der Strasse schlug uns sofort eine überwältigende Dunkelheit entgegen, die mich fast erstickte. Als sich meine Augen etwas an die Finsternis gewöhnt hatten, konnte ich ein paar Bäume und Sträucher ausmachen und ein paar Meter des Weges, der vor uns lag. Das war alles. Die Schwärze bewirkte, dass Panik in mir aufstieg. Was hatte ich hier zu suchen mit einem fremden Mann?
Angst brandete wie eine Welle durch meinen Körper, ich sagte zu ihm in Kleinmädchenstimme: “Ich will nicht mehr“. Zum erstenmal berührte er mich leicht am Arm und sagte ruhig: „Es ist alles in Ordnung, ich bin ja auch noch da“.
Und ich folgte ihm tiefer und tiefer in den nächtlichen Park. Wieder verfiel er in Schweigen. Mittlerweile war ich nicht mehr sicher, den Weg zurückzufinden. Plötzlich flatterte ein Vogel vor mir auf und ich zuckte zusammen.
Absurderweise dachte ich immer noch, ich könnte nur mit ihm zusammen den Weg zurückfinden. Auf einmal sagte er ziemlich schneidend: “Ganz schön leichtsinnig von Ihnen mit einem Fremden nachts in einen waldähnlichen Park zu gehen, tun Sie das öfter?“ Mir stockte der Atem, gleichzeitig hoffte ich immer noch, er würde nur ein ironisches Spiel mit mir treiben. Steif erwiderte ich: “Ich kann meinem Gefühl trauen“. Er lachte: „Meinen Sie?“ Ich nickte trotzig und dann fiel mir ein, dass er das ja in der Dunkelheit nicht sehen konnte, und sagte, so laut, dass es mir selbst glaubhaft erschien: “Ich habe ein gutes Gespür für Menschen. “Davon bin ich überzeugt“, sagte er. Er schien bester Stimmung zu sein, als er bemerkte: “Immerhin könnte ich ein psychopathischer Frauenmörder sein“. Ich schwieg, dachte an seine gepflegte elegante Erscheinung, daran wie ich ihn in der Bar wahrgenommen hatte, aber mir dämmerte allmählich, dass er zumindest ein sadistisches Spiel mit meinen Ängsten trieb. Ich blieb abrupt stehen und sagte störrisch: “Ich will jetzt sofort hier heraus, gehen wir endlich zurück.“ Etwas hilflos fügte ich hinzu: “Sie sind doch Rechtsanwalt, Sie werden mir schon nichts tun.“
Er lachte in sich hinein und schien mich zu belauern, als er sagte: „Ja, ja Rechtsanwälte sind alle sehr nette Menschen. Aber nur keine Sorge, wir befinden uns schon auf dem Rückweg, gleich da vorne ist die Strasse.“
Ich atmete auf, wunderte mich aber doch, weil wir meinem Empfinden nach immer tiefer in den Park hinein gegangen waren, aber ich war ja auch mittlerweile völlig verwirrt. Wieder fiel Schweigen zwischen uns, was mir gefährlich erschien, weil Worte die einzige Brücke waren, und etwas, an dem ich mich festhalten konnte.
„Warum tun Sie das?“ fragte ich hilflos. „Was? Spazieren gehen?“ gab er zurück. „Mir ist so danach.“
„Wo ist denn jetzt endlich der Ausgang?“ sagte ich drängend. „Seltsam, ich muss den falschen Weg erwischt haben, “wieder beunruhigte mich sein seltsamer Unterton.
Mir wurde jetzt endgültig klar, dass ich allein versuchen musste, hier heraus zu kommen.
Entschlossen blieb ich stehen und versuchte mich krampfhaft zu orientieren. Er stellte sich vor mich und ich konnte seinen gleichmäßigen Herzschlag wahrnehmen und erinnerte mich, dass ich vor kurzem noch mit ihm hatte tanzen wollen, auf Tuchfühlung.
Sein Rasierwasser roch nach japanischem Edelholz und er schien nicht einmal zu schwitzen, während ich schweißgebadet war. Entschlossen ging ich ein paar Schritte rückwärts, streifte meine Schuhe ab und begann zu rennen. Ich hielt auf ein dunkles Gebüsch zu, das Gras war kühl unter meinen nackten Füßen, einen Moment lang fühlte ich mich frei. Ich versuchte Riesenschritte zu machen, aber es war wie in diesen Träumen, in denen man nicht vorwärts kommt, so sehr man sich auch bemüht. Die Beine schienen am Boden festzukleben.
Kurz vor dem Gebüsch fühlte ich seine Hand schwer auf meiner Schulter, er schien nicht mal außer Atem zu sein. „Aber wir wollen doch nicht Verstecken spielen, oder?“ fragte er amüsiert. Es war sinnlos zu kämpfen, ich würde körperlich unterliegen. Ohne meine Stilettos überragte er mich beträchtlich. Er packte mich um die Taille und zog mich an sich. „Es ist doch nur ein Parkabenteuer“ sagte er und strich mir das Haar aus dem Gesicht.
Ich schöpfte Hoffnung, vielleicht wollte er nur Sex von mir und nicht mein Leben. Ich spürte seine Erektion am Unterleib. Wenn ich einwilligte würde er mich vielleicht endlich freilassen.
Der Stoff seines Anzugs fühlte sich seidig an, an meiner Wange. „Zieh deinen Slip aus“, sagte er leise.Widerwillen stieg in mir auf, die ganze Anspannung und Erschöpfung trieb mich über eine Grenze, ich schüttelte wild den Kopf. Gleichzeitig begann ich Rotz und Wasser zu heulen und auf ihn einzuschlagen mit Händen und Füssen. Ich versuchte ihn zu beißen, und presste meine Zähne in den Anzugsstoff. Als ich gegen sein Schienbein trat spürte ich seine eisenharte Hand in meinem Genick. Er packte mich wie eine Katze und drückte zu, bis ich von ihm abließ. „So geht das aber nicht“, sagte er, “wirst du brav sein, zieh den Slip aus.“ Ich zitterte am ganzen Körper und heulte vor mich hin, aber ich rührte mich nicht.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Montsegur

Über Granada bin ich nach Südfrankreich gereist, und wandle derzeit auf den geheimnisvollen Spuren der Katharer. Diesen Sommer werde ich ihre Burgen (u.a. Montsegur) real betrachten und mich davon inspirieren lassen. Die Strenge der Landschaft und ihrer Bewohner, die tiefen Schluchten und Felsmassive, die geheimnisvollen Zeichen empfinde ich als wesensverwandt.

Auszug aus meinem neuen Roman "Verfolgt"

Mara fuhr auf der Autobahn in Richtung München, es war April und immer wieder gingen heftige Schneeschauer nieder. Die Strasse lag vor ihr wie ein graues Band. Ein Hund stand auf einem kleinen Rastplatz und bellte, seine Ohren legten sich bei jedem Bellen flach an seinen gelblichen Kopf. Lastwagen überholten Mara, und sie musste sehr langsam fahren. Im Autoradio spielten sie Tom Waits, den sie wegen seiner rauen Stimme und seinem vagabundierenden, in Stücke zerbrochenen Leben gerne hörte. Sie war nervös und fühlte sich erschöpft. Die Musik war eine starke Medizin.

Der Wind trieb dichte Flocken vor die Autoscheiben und bei der nächsten Raststation bog sie ab, um zu tanken. Die Bäume wurden von einer heftigen Windböe geschüttelt, der Winter zog sich in diesem Jahr endlos in die Länge. Man konnte schwer sagen wie alt Mara war, sie hatte einen schmalen Körper, ihre Wangen waren kühl
Sie kaufte sich einen Kaffee in einem Pappbecher, an dem sie sich die Zunge verbrannte und suchte dann die Toilette, in der eine dicke Frau saß in einer bunten Schürze, um Münzen einzusammeln. Auf ihrer Oberlippe sprossen schwarze Barthaare und sie trug eine Metallkette um ihr Handgelenk. Mara sah in den Spiegel, regungslos. Ihr schwarzes Haar fiel bis auf ihre Brüste, die eher klein waren, es lag auf ihren Schultern wie verwelktes Gras. Ihre glänzenden, nussbraunen Augen machten nicht den Eindruck, als würden sie etwas sehen, sie waren hypnotisiert, starr. Sie trug eine randlose Brille, und presste die Lippen aufeinander. Sie hatte etwas Geheimnisvolles an sich, ihre Haut war eher dunkel, olivfarben so dass sie immer sonnengebräunt aussah, auch im tiefsten Winter. Alles war still, man hörte nur den leise rasselnden Atem der alten Frau.
Mara spürte ein Kratzen im Hals und wusch sich flüchtig die Hände. Sie horchte nach draußen, als erwarte sie jemand. Sie hielt das Gesicht dicht vor den Spiegel, hauchte ihn an. Sie verließ die Toilette und kaufte sich ein Sandwich, doch sie merkte, dass sie nicht hungrig war. Draußen schien gerade die Sonne und blendete, wenn sie auf dem nassen Schnee reflektierte. Dauernd donnerten schwere Lieferwagen vorbei, gegenüber lagen schmutzigbraune Wiesen und in der Ferne sah man graugrüne Nadelwälder. In der Luft hing ein schwerer Geruch nach Benzin und Öl. Sie stand verloren auf dem Asphalt und starrte auf die vorbeirauschenden Autos, auf die grauen Wände des Rasthauses, die mit primitiven Graffiti und Initialen vollgeschmiert waren.
Mara dachte an die letzte Zeit zurück und spürte, dass sie trübsinnig wurde. Tränen, die sie eisern zurückhielt, brannten in ihrer Kehle, der Boden schien unter ihr zu beben.
Ein Lastwagenfahrer lächelte ihr zu, er trug einen dunkelblauen Strickpulli und sein Gesicht war voller Aknenarben, er hob den Daumen, um ihr zu signalisieren, dass sie ihm gefiele. Mara bewegte sich nicht, sie stand unschlüssig vor ihrem Auto, sie beachtete den Mann nicht.
Schnell stieg sie in ihr blaues Auto und fuhr weiter. Sie beschleunigte schnell. Ihre Gedanken begannen anzuschwellen, sie hasste sich dafür. Mit einer nervösen Handbewegung strich sie durch ihr Haar und ihre verworrene Doktorarbeit fiel ihr wieder ein, sie lag hinten in einem zerbeulten Schuhkarton. Sobald sie daran dachte, zog die Erschöpfung sie nach unten tiefer in den Sitz, ihr Herz trommelte unstet. Der Nachmittag ging zu Ende und eine trübe Dämmerung kroch herauf, Mara fror, wenn sie an die Vergangenheit dachte . Und das Schlimmste war, sie empfand keinerlei Zuversicht mehr. Der ganze Kofferraum war vollgestopft mit Büchern.
Die fremde Stadt lag vor mir wie eine dunkle Mauer.
Der Schnee ging über in Regen, das gleichmäßige Geräusch der Scheibenwischer wirkte leicht einschläfernd. Sie grübelte warum Jean sie verlassen hatte, alles in ihrem Leben war liegen geblieben, unbeantwortete Briefe und E-Mails, unbezahlte Rechnungen.
Je näher die Stadt kam, desto unbehaglicher fühlte sie sich. Ihr Magen zog sich zusammen, sie sah sich plötzlich wieder vor dem Universitätsgebäude herumwanken, angetrunken und angeekelt von den anderen und sich selbst. Sie trug eine fleckige Wildlederjacke, eine Tasche war angerissen. Der Alkohol brannte sauer in ihrer Kehle und dann hatte sie sich auf offener Strasse übergeben. Sie war durch die Straßen hinter der Universität geirrt wie eine Obdachlose, sie hatte sich verbraucht gefühlt, alles war eine Qual. Kurz danach beschloss sie, den Studienort zu wechseln, aus diesem Lehrstuhl wieder zu flüchten. Sie flüchtete schon ihr ganzes Leben. Sie war traurig.
Mara fröstelte wieder und suchte einen anderen Musiksender, sie fand nur eine beschwingte Operettenmelodie, die sie in ihrer Fröhlichkeit nicht ertragen konnte. Ihr Leben hatte keinen festen Grund.
Das Mondlicht fiel ins Auto, glänzte kalt. Sie fuhr durch dichte Waldstücke, die sie in ihrer windbewegten Kälte erdrückten. Sie sprach mit sich selbst über Belanglosigkeiten, ihre Worte trieben in die Dunkelheit hinein.Die Angst kroch in ihr hoch, der Boden unter ihren Füssen schien langsam wegzugleiten. Sie verkrampfte ihre eiskalten Zehen in den dünnen Halbschuhen.